Die Umweltauswirkungen des Bauwesens
Der Bausektor ist eine wichtige Wirtschaftskraft in Europa, dem Vereinigten Königreich und Irland. Der Bau von Wohn- und Gewerbeimmobilien macht insgesamt rund 77 % der gesamten Baubranche in Europa aus und ist für mehr als 5 % der Wertschöpfung verantwortlich. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen sollte aber nicht vergessen werden, dass die Branche eine erhebliche Menge an Treibhausgasen (THG) ausstößt, die allein in Europa insgesamt rund 58.840.688 Tonnen CO2 ausmachen.¹
Der Transport im Bauwesen, einschließlich der Beförderung von Baustoffen, ist für bis zu 30 % der städtischen Frachttransporte verantwortlich. Angesichts dieses erheblichen Anteils überrascht es nicht, dass der Baubetrieb in urbanen Umgebungen erhebliche Folgen für die Nachhaltigkeit hat. Diese Auswirkungen erstrecken sich auf verschiedene Aspekte wie Staus, Luftqualität, Lärmverschmutzung und Unfallraten. Die Prozesse für den Bau von neuen Gebäuden und Infrastruktur, die Renovierung bestehender Gebäude sowie den Transport von Baustoffen und das Management von Baustellenabfällen tragen zu diesen Auswirkungen bei. Baustellenabfälle machen einen bedeutenden Anteil aus, der rund 25 bis 30 % aller in der EU erzeugten Abfälle entspricht. Dies ist einer der größten Abfallströme in der Region.¹
Als wesentlicher Bestandteil der Baustoff-Lieferkette sind Baustofftransporteure aus ethischer Sicht zur Priorisierung der Nachhaltigkeit verpflichtet. Wie Sie im weiteren Verlauf sehen werden, hat es Vorteile, aktiv zu werden.
Öffentliche Ausschreibung erfordern Nachhaltigkeitsbemühungen
Öffentliche Ausschreibungen spielen eine große Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit in der Baubranche, insbesondere in Bezug auf den Transport von Baustoffen. Einige Beispiele:
- Die Regierung des Vereinigten Königreichs verpflichtet Bewerber auf öffentliche Ausschreibungen, bis 2050 CO2-neutral zu werden.
- Frankreich schreibt Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen im öffentlichen Beschaffungswesen vor.
- Die deutsche Regierung berücksichtigt die Nachhaltigkeit bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.
- Schweden verlangt von den Bewerbern, dass sie nachweisen, dass sie sich um eine Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks bemühen und einen CO2-neutralen Betrieb anstreben.
- Die niederländische Regierung verlangt von Bewerbern ein Engagement für Umweltinitiativen.
Indem Nachhaltigkeitsanforderungen in öffentliche Ausschreibungen integriert werden, können Regierungen und Behörden positive Veränderungen in der gesamten Baubranche bewirken. Diese Maßnahmen motivieren Bauunternehmen und Lieferanten, nachhaltige Praktiken beim Transport von Baustoffen einzuführen, was zu verringerten Umweltauswirkungen, besseren sozialen Ergebnissen und mehr wirtschaftlicher Stabilität führt.
Herausforderungen im Baustofftransport
Eine wichtige Nachhaltigkeitsstrategie ist die bevorzugte Beschaffung von Baustoffen aus nahegelegenen Quellen. Durch die lokale Beschaffung von Materialien verkürzen sich die Transportwege, und damit sinken auch die Emissionen. Lokale Materialien sind jedoch nicht immer verfügbar. Bei Langstreckentransporten steigen nicht nur die Kosten, sondern auch die CO2-Emissionen.
Außerdem sollte angemerkt werden, dass die fragmentierte Struktur des Bausektors oft zu einer schlecht organisierten Koordination zwischen den verschiedenen Stakeholdern führt, was die Herausforderungen für den Transport verschärft.
Lieferanten müssen die Verfügbarkeit von Materialien überprüfen und sicherstellen, dass sie lieferbereit sind. Bauunternehmen verlassen sich auf zeitgerechte und korrekte Lieferinformationen, um ihre Aktivitäten entsprechend zu planen. Spediteure sind dafür verantwortlich, die Abholung und Lieferung effektiv zu koordinieren. Jede Ineffizienz in diesen Prozessen unterbricht den Fluss der Baustoffe zu den Baustellen, was gravierende Folgen hat.
Der Projektzeitplan kann nicht eingehalten werden, weshalb Frust bei allen Beteiligten entsteht. Außerdem sinkt mit großer Wahrscheinlichkeit die Produktivität der Arbeitskräfte, wenn die benötigten Materialien nicht zur richtigen Zeit eintreffen, was die Arbeitskosten in die Höhe schnellen lässt.
Aus finanzieller Sicht können Transportverzögerungen zu diversen Herausforderungen führen. Ausrüstung muss für längere Zeit gemietet werden, wodurch die Kosten steigen. Verpasste Vertragsfristen können zu Bußgeldern führen, die weitere negative Auswirkungen auf das Projektbudget haben. Zudem müssen verspätete Materialien vor Ort oder in zusätzlichen Einrichtungen gelagert werden, was unerwartete Lagerkosten verursachen kann, die ursprünglich nicht eingeplant waren.
Jenseits der finanziellen Aspekte erfordern Transportprobleme mehr Ressourcen, was die Nachhaltigkeit beeinträchtigt. Dies kann auch den Ruf des Unternehmens schädigen. Häufige Verzögerungen lassen das Vertrauen der Kundschaft dahinschwinden, sodass das Unternehmen in Zukunft eventuell weniger Aufträge erhält und seine langfristige Existenz gefährdet ist.
Probleme brauchen innovative Lösungen
Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat der Bausektor einen erheblichen Rückgang der Produktivität erlebt, der sich auf die begrenzte Einführung digitaler Technologien zurückführen lässt. Im Gegensatz dazu hat der Fertigungs- und Produktionssektor erfolgreich Computeranwendungen eingeführt, einschließlich des Internet of Things (IoT), und so wesentliche wirtschaftliche Vorteile erzielt. Im Bauwesen schreitet die Digitalisierung jedoch nur langsam voran.
Insbesondere der Transport von Baustoffen ist ein vielversprechender Bereich, der voller Möglichkeiten steckt.
Die Technologie ist da und manche Unternehmen, die sie sich zunutze machen, feiern bereits erste Erfolge.
Was genau ist Digitalisierung?
Im Zuge der Digitalisierung werden digitale Technologien in betriebliche Abläufe und Systeme integriert. Dies umfasst die Verwendung digitaler Tools wie Softwareanwendungen, Datenanalysen, künstliche Intelligenz und das Internet of Things (IoT) zur Vereinfachung der Workflows, Verbesserung der Effizienz und Ermöglichung einer informierten Entscheidungsfindung. Digitalisierung macht traditionelle analoge und papierbasierte Prozesse zu digitalen Abläufen, was die Automatisierung, Konnektivität und Gewinnung datengestützter Erkenntnisse fördert. Dieser transformative Wandel versetzt Unternehmen in die Lage, sich an schnelle Veränderungen ihrer technologischen Umgebung anzupassen, die Erfahrung ihrer Kundschaft zu verbessern und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Denken Sie darüber nach, wie manuelle Prozesse funktionieren. Die Planung ist üblicherweise dezentralisiert und wird entweder auf regionaler Ebene oder in den einzelnen Lagern durchgeführt. Einige Unternehmen setzen zwar Planungssysteme ein, diese Systeme verfügen meist aber nicht über umfassende End-to-End-Lösungen und nutzen keine Algorithmen. Viele Unternehmen verlassen sich allein auf Tabellenkalkulationen oder nutzen Systeme mit begrenztem Funktionsumfang. Daher fehlt ihnen ein umfassender Überblick über ihren Betrieb.
Digitales Arbeiten transformiert Unternehmen
Die digitale Zukunft birgt ein enormes Potenzial zur Revolutionierung des Transports von Baustoffen auf eine Art und Weise, die die Nachhaltigkeit fördert. Dank technischen Fortschritten wie digitalen Systemen für das Lieferkettenmanagement und Echtzeit-Tracking können Bauunternehmen ihre logistischen Abläufe so optimieren, dass die Umweltauswirkungen minimiert werden.
Digitale Plattformen können die Beschaffung von Baustoffen von lokalen Anbietern erleichtern, sodass weniger Langstreckentransporte nötig sind. Diese Plattformen können umfassende Datenbanken mit nahegelegenen Lieferanten liefern, einschließlich Informationen zu ihren verfügbaren Materialien und Transportmethoden. Durch die Verschlankung der Beschaffung können Unternehmen ihre Transportwege und die damit verbundenen Emissionen minimieren.
Die Integration digitaler Technologien schafft Möglichkeiten, um die Verschiebung von Lieferterminen mithilfe von vorausschauenden Analysen und fortschrittlichen Algorithmen für die Routenoptimierung zu verbessern. Durch die Analyse von Variablen wie Verkehrsmustern, Wetterbedingungen und Lieferfristen können Unternehmen ihre Lieferrouten strategisch planen, sodass sie Kraftstoff sparen und weniger CO2-Emissionen verursachen. Als Ergänzung dieser Bemühungen bieten Echtzeit-Nachverfolgungssysteme Einblicke in Materialbewegungen. So sind zeitnahe Anpassungen möglich, um die Effizienz zu optimieren und die Umweltauswirkungen zu verringern.
Die Einführung digitaler Tools fördert eine vermehrte Zusammenarbeit und Absprache zwischen den am Transportprozess beteiligten Akteuren. Mithilfe von cloudbasierten Plattformen und Kommunikationstools können Lieferanten, Spediteure und Bauunternehmen nahtlos Daten austauschen, eine gemeinsame Logistikplanung durchführen und Lieferungen effektiver synchronisieren. Dies steigert nicht nur die betriebliche Effizienz, sondern fördert auch ein gemeinsames Engagement für Nachhaltigkeit in der Lieferkette und die Einführung umweltfreundlicherer Transportpraktiken.
Beispiele für digitale Tools für den Baustofftransport
Technologien sind unverzichtbar für die Entwicklung von sinnvollen Nachhaltigkeitsstrategien. Für Baustofftransporteure hat die Digitalisierung erhebliche Auswirkungen:
Reduzieren:
- CO2-Emissionen Bis zu 25 %
- Kilometerzahl Bis zu 25 %
- Gefahrene Stunden Bis zu 25 %
- Benötigte Fahrzeuge Bis zu 10 %
- Planungszeit Bis zu 75 %
Verbessern:
- Kundenservice Bis zu 33 %
Beispiele, wie bestimmte digitale Tools funktionieren:
Software für die Fuhrparkplanung mit mobilen Fahrer-Apps und Routenoptimierung
Die Maximierung der Effizienz in jedem Bereich des Transportbetriebs ist entscheidend. Dank der Möglichkeit, die Routen der Fahrer zu optimieren, werden die Wege effizienter, da weniger Kilometer und Stunden zurückgelegt werden. Wenn Sie unabhängige Spediteure beauftragen, kann ein Fuhrparkplaner, der speziell auf Ihre Materialien abgestimmt sind, eine direkte Kommunikation mit den Fahrern ermöglichen und sogar ihre Rückfahrten mit recycelten Materialien optimieren.
Eine mobile Fahrer-App kann jedes Ereignis aufzeichnen und den Fortschritt auf einem Smartphone oder Tablet nachverfolgbar machen. In der App können elektronische Aufzeichnungen, wie Dokumente, Fotos und Unterschriften, gespeichert werden. Dies spart ihnen bis zu 65 % Zeit im Vergleich zu papierbasierten Registrierungen und Follow-ups. Gleichzeitig wird ein Liefernachweis erstellt.
Ein Fuhrparkplaner ermöglicht fristgerechte Lieferungen und erhöht die Kapazität bei gleichzeitiger Senkung der Kosten. Dies verringert die Anzahl der Fahrten, die notwendig sind, um Materialien zur Baustelle zu bringen. Dadurch sinken der Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und das Verkehrsaufkommen. Außerdem lassen sich Lieferungen so planen, dass die Lkws weniger lange mit laufendem Motor stehen, sodass der Kraftstoffverbrauch und die Emissionen weiter gesenkt werden.
Wenn Aufträge in letzter Minute aufgegeben werden oder andere unerwartete Ereignisse eintreten, lesen die Algorithmen des Planers die Daten aus und optimieren den Zeitplan in Echtzeit, sodass weniger Kilometer umsonst gefahren werden.
Telematik
Diese Geräte erfassen und übertragen Fahrzeugdaten, wie Position, Geschwindigkeit und Kraftstoffnutzung, was Fuhrparkmanagern hilft, die Nachhaltigkeit zu verbessern. Sie bieten Einblicke in das Verhalten der Fahrerinnen und Fahrer, wie scharfe Brems- und Beschleunigungsmanöver, sodass die Fuhrparkmanager Abhilfemaßnahmen ergreifen können.
Telematiksysteme verbessern die Kraftstoffeffizienz, indem sie die Zeit minimieren, die das Fahrzeug im Leerlauf verbringt. Sie fördern die Ressourcenschonung und einen effizienten Fuhrparkbetrieb.
Fuhrparkwartung
Software für die Fuhrparkwartung ermöglicht das Echtzeitmanagement von Anlagen und Fahrzeugen zur Optimierung des Betriebs. Dank proaktiver Wartung kann das Fuhrparkmanagement die Kraftstoffeffizienz verbessern und die Emissionen verringern. Wenn die Fahrzeuge in einem guten Zustand gehalten werden, wird die Wahrscheinlichkeit von Defekten verringert. Dies ist beim Transport von zeitsensiblen Materialien von kritischer Bedeutung.
Defekte führen zu einem höheren CO2-Ausstoß und beeinträchtigen somit die Nachhaltigkeit. Dabei kann es sein, dass die Fahrzeuge längere Zeit im Leerlauf verbringen oder zusätzliche Fahrzeuge zum Abholen und Transportieren der Materialien benötigt werden. Ein weiteres Problem ist der Verlust von zeitsensiblen Materialien, entweder durch eine missglückte Rückgewinnung oder Kontaminierung während des Zersetzungsvorgangs. Solche Verluste tragen zur Verschwendung von Ressourcen und Materialien bei, wodurch sich die Umweltauswirkungen noch weiter verschlimmern.
Quelle
¹Sustainable Construction Logistics in Urban Areas: A Framework for Assessing the Suitability of the Implementation of Construction Consolidation Centres, V. Muerza and C. Guerlain, MPDI, 30. Juni 2021
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Nachhaltigkeit im Verkehrswesen
Aufkommende Trends und wirtschaftliche und ökologische Vorteile eines nachhaltigen Konzepts